Wählen. WHY?
Ein Ziel, zwei Parteien
Die Spitzenkandidaten zur Kammerwahl stellten sich der öffentlichen Diskussion
Unter dem Motto „Wählen. Why?“ organisierte die Landjugend Jungbauernschaft eine Podiumsdiskussion mit den beiden wahlwerbenden Parteien im BSBZ in Hohenems. Rund 50 Besucherinnen und Besucher konnte das Führungsduo der Landjugend Theresia Meusburger und Thomas Ganahl letzten Donnerstag begrüßen. Bevor die vier Spitzenkandidaten von Bauernbund und freiheitlichen und unabhängigen Bauern zum „Wortduell“ antraten, gab LK-Direktor Dr. Gebhard Bechter einen Überblick über die Organisation und die Aufgaben der Interessenvertretung und erklärte den genauen Wahlablauf. Sind auf gutem Weg Im Anschluss bat Moderator Magnus Gratl die Kandidaten zum Podium. Für den Bauernbund waren das LK-Präsident StR. Josef Moosbrugger und LK-Vizepräsident DI Hubert Malin (Dienstnehmer), und für die Freiheitlichen KR Andreas Hagspiel und KR Gebhard Flatz (Dienstnehmer). „Warum sollte man den Bauernbund wählen?”, lautete die erste Frage an Präsident Moosbrugger. „Wir haben ein starkes, engagiertes Team, wo auch die Jugend und die Bäuerinnen gut vertreten sind und mit denen wir die kommenden Herausforderungen gut angehen können. Dazu gehören faire Preise für unsere Produkte und Dienstleistungen, leistungsgerechte Abgeltung der Umweltleistungen, Ausbau zusätzlicher Betriebsstandbeine, die Stärkung des Dialogs mit der Bevölkerung und natürlich der Kampf gegen den massiven Bodenverbrauch. Wir haben da schon einiges in Bewegung gesetzt und sind auf gutem Weg. Den wollen wir fortsetzen“, so Moosbrugger. Andreas Hagspiel sieht die freiheitlichen Bauern als unverzichtbares Kontrollorgan in der Landwirtschaftskammer und nannte als Beispiel die Planungen für die Renovierung der Schorenhalle und den medial umstrittenen Tiertransport nach Graz. „Wie sprechen uns im Gegensatz zur LK Österreich auch klar gegen das geplante Freihandelsabkommen TTIP aus“, so Hagspiel, dessen Meinung sich auch F-Klubobmann Daniel Allgäuer anschloss. Moosbruggers Antwort: „Der Bauernbund ist sich einig, dass man sich den TTIP-Verhandlungen nicht verweigern kann, weil man sonst überfahren wird. Es gibt aber bundesweit den klaren Standpunkt, dass an den hohen landwirtschaftlichen Standards keine Abstriche gemacht werden dürfen. Beim Tiertransport blieb die Wahrheit medial unterm Teppich und es ging mehr um einen parteipolitischen Angriff als um eine sachliche Darstellung.”
Faire Preise, faire Löhne
Die beiden Vertreter der Dienstnehmerseite DI Hubert Malin und Gebhard Flatz sind sich in ihrer Agenda eigentlich einig, dass sie sich weiter engagiert für die Belange land- und forstwirtschaftlicher Dienstnehmer einsetzen wollen. „Wir brauchen faire Produktpreise, damit wir faire Löhne bezahlen können und es muss der Kontrollwahn vereinfacht werden, wo oft verschiedenste Institutionen das Selbe prüfen. Das kostet Zeit und Geld“, so Flatz. „Bundesweit haben wir rund 70.000 Dienstnehmer in der Land- und Forstwirtschaft, in Vorarlberg 1.800. Es ist deshalb wichtig, dass wir uns auch auf Bundesebene tatkräftig einbringen, wodurch wir mehr erreichen, als wenn wir nur für Vorarlberg verhandeln”, so Malin.
Schorenhalle
Andreas Hagspiel ging dann noch einmal auf die Verzögerungen bei der Schorenhalle ein. „2014 sprach man von einem Neubau, dann passierte lange nichts, 2015 kam das Messegelände ins Spiel und jetzt haben wir eine abgespeckte Variante am Schoren.“ „Nach 2014 gab es zahlreiche Verhandlungen vor allem mit dem Denkmalamt und der Stadt Dornbirn. Dass die Dornbirner Messe eine Variante ins Spiel bringt, ist nicht verwerflich, aber auch nicht finanzierbar. Die jetzige, abgespeckte Variante, ist für uns umsetzbar und wurde in der Arbeitsgruppe und in der Vollversammlung einstimmig angenommen“, so Moosbrugger. Dann war das Publikum am Zug. Landwirt Stefan Küng wünschte sich mehr Parteien in der Vollversammlung und kritisierte den Bodenverbrauch. „Ich möchte wissen, was dagegen unternommen wird?“ Präsident Moosbrugger verwies auf die zahlreichen Aktionen zum Thema im vergangenen Jahr, die laufenden Gespräche mit Land und Raumplanung und die geplanten Aktionen für das Jahr 2016. Auch Andreas Hagspiel sieht im Bodenverbrauch eine riesige Herausforderung, die es zu bewältigen gibt. „Dazu gehört auch das Image der Landwirtschaft, wo wir uns weiter verbessern müssen“, so Hagspiel. LAbg. Bernhard Feuerstein erklärte, dass viele Parteien in der LK keine Garantie für eine bessere Arbeitsqualität seien. KR Jürgen Bereuter äußerte sich in Richtung freiheitliche Bauern: „Wenn es in der Landwirtschaft ein Problem gibt, dann steht immer der Präsident da und hält für alle den Kopf hin. Wo bleibt da eure öffentliche Unterstützung?“
Bessere Rinderpreise
Rupert Nigsch aus St. Gerold wollte wissen wie die Freitheitlichen ihr Wahlversprechen „Ankurbelung der Viehpreise“ angehen wollen. Konkrete Vorschläge gab es dazu keine. LK-Präsident Moosbrugger meinte zu den Versteigerungspreisen: „Das Problem ist, dass wir wenige Spitzentiere und dadurch auch wenige Händler nach Dornbirn bekommen. Jeder, der Händler bringt und für diese auch Bürge ist, ist herzlich willkommen.“ Zu Wort meldete sich auch LK- Vizepräsident Klaus Schwarz. Er wünschte sich, dass die vielen erfolgreichen Initiativen, die von Seiten der Landwirtschaftskammer gesetzt wurden, auch erwähnt würden. Nach gut zwei Stunden schloss Moderator Gratl die offene und sachlich geführte Diskussion und die Gastgeber Theresia Meusburger und Thomas Ganahl bedankten sich bei den Kandidaten und dem Publikum für die rege Teilnahme. Fazit des Abends: Zwei Parteien, gleiche Ziele. Das führt zwar öfters zu Diskussionen über den „richtigen“ Weg, aber erfüllt seinen grundsätzlichen Zweck, nämlich sich für die Anliegen der Bauernfamilien so gut wie möglich einzusetzen.